Pandora Radio von Deutschland aus erreichen

Michael

Pandora Radio ist ein Service der ähnlich Last.fm Musik spielt, die zum eigenen Geschmack passt. Es lassen sich Songs skippen und bewerten, man erhält Infos zu den Künstlern und den Songs und kann sich eigene Stationen zusammenstellen. Der Unterschied ist, dass bei Pandora die ausgewählte Musik besser passt und besser kategorisiert ist als bei Last.fm, so zumindest meine Einschätzung nachdem ich Last.fm einige Zeit genutzt habe. Das Problem mit Pandora Radio ist, dass leider aus Deutschland nur eine Seite erreichbar ist, die einem mitteilt, dass der Service aus diesem Land nicht verfügbar ist. Das lässt sich allerdings glücklicherweise umgehen und hier möchte ich kurz darlegen, wie sich das mit OS X weitestgehend automatisieren lässt, sodass man wie gewohnt im Internet surfen kann, die Pandora Dienste aber über einen amerikanischen Server aufgerufen werden. Das Verfahren müsste sich sich außerdem auch auf Dienste wie YouTube, Hulu und ähnliche Anbieter erweitern lassen, allerdings macht es einem Pandora hier besonders einfach.

Für die Leute, die mit den Begriffen VPN und IP Routing Tabelle etwas anfangen können, hier kurz ein paar Eckdaten: Ziel ist es, nur die Daten die ins Pandora Netzwerk sollen über einen in USA stehenden PPTP oder L2TP VPN Server zu routen und den übrigen Traffic weiterhin direkt über den lokalen Provider zu schicken um nicht unnötige Delays zu produzieren. Dazu soll nach dem Verbindungsaufbau zum VPN Server automatisch ein entsprechender Eintrag in der Routingtabelle erstellt werden, der – hoffentlich – das gesamte Pandora Netzwerk über unser ppp Interface leitet.

Für die, denen das jetzt zu technisch war: Wir wollen eine Verbindung zu Pandora aufbauen, ohne dabei sonstige Internetverbindungen langsamer zu machen. Das ganze soll automatisch passieren, ohne dass wir jedes Mal viel machen müssen.

Was brauchen wir für unser Vorhaben?

  • Einen Mac (im Beispiel mit Lion, Leopard oder Snow Leopard sollten es aber auch tun)
  • Einen VPN Service Provider mit Servern in USA (Strong VPN, Black VPN)
  • Administrationsrechte auf dem Mac (Wenn das dein Rechner ist, hast du die vermutlich sowieso!)

1. VPN Verbindung

Pandora ermittelt anhand unserer IP Adresse, aus welchem Land wir kommen. Wir müssen also dafür sorgen, dass Pandora eine IP Adresse aus USA sieht, obwohl wir in Deutschland sitzen. Wir wollen also erreichen, dass unser Rechner alle Anfragen die sich an Pandora richten zunächst auf einen US Server weiterleitet und dieser die tatsächliche Anfrage dann an Pandora stellt. Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Da dieses Problem bei vielen Diensten existiert, gibt es glücklicherweise schon einige Provider die genau das anbieten. Ich werde in dieser Anleitung mit Strong VPN arbeitet. Dieser Provider bietet Server in USA für diese Zwecke ab 7$ im Monat an. Mietet man direkt ein ganzes Jahr wird es entsprechend billiger. Eine Alternative ist Black VPN, mit 5EUR/Monat ähnlich günstig.

Ich habe mich für Strong VPN entschieden, da alle PPTP Server die dort angeboten werden auch die Einwahl mittels L2TP unterstützen, was wiederum von meinem Cisco Router unterstützt wird. So habe ich später die Möglichkeit, den Knotenpunkt, an dem die Daten nach USA geschickt werden, von meinem Rechner auf meinen Router zu verlagern und so allen Rechnern im Netzwerk die Möglichkeit geben, auf Pandora zuzugreifen. Das ist insbesondere Interessant, wenn man iPhones oder andere mobile Geräte besitzt, die diese Dienste nutzen sollen. Ein weiterer Punkt ist der, dass zumindest bei meinen Netzwerkeinstellungen PPTP nicht sehr schön läuft, da man bei jedem Verbindungsaufbau per Hand die MTU umstellen muss. Das lässt sich sicherlich auch eleganter lösen, allerdings habe ich mich hiermit nicht weiter beschäftigt, da das Problem bei Strong VPN nicht existiert.

Was gilt es also zu tun? Zunächst muss man sich bei StrongVPN für eines der Pakete registrieren. Das „Lite PPTP“ Paket reicht hierbei völlig aus. Sobald man sich dafür registriert hat, erhält man nach einigen Minuten seine Zugangsdaten für den VPN Server. Danach geht es weiter.

2. Einrichten der VPN Verbindung unter OS X

Die hier beschriebenen Schritte und Abbildungen stammen aus Lion, meines Wissens nach hat sich aber seit Leopard an diesen Einstellungen nicht viel verändert, sodass auch auf älteren Systemen diese Schritte nachvollziehbar sein sollten.

Zunächst öffnen wir die System Preferences -> Network. Dort klicken wir links untern auf das + Symbol um eine neue Verbindung einzufügen. In dem Dialog wählen wir dann als Interface VPN, als VPN Typ „L2TP over IPSec“ und als Service Name „Strong VPN“. Der Service Name lässt sich frei wählen, den benötigen wir nachher nur zur Identifizierung.

Nachdem wir diese Optionen bestätigt haben erscheint die neue Verbindung in den Netzwerkeinstellungen in der Linken leiste. Wenn wir diese anklicken können wir nun die Zugangsdaten eingeben. Diese könnt ihr aus der E-Mail von StrongVPN entnehmen. Wichtig bei der L2TP Verbindung ist, dass ihr das Shared Secret unter „Authentication Settings…“ nicht vergesst. Das findet ihr ebenfalls in der E-Mail mit den Zugangsdaten.

Wenn ihr das soweit eingegeben habt, könnt ihr schon mal testen, ob die Verbindung funktioniert. Wenn ihr auf „connect“ klickt, sollte eine Verbindung aufgebaut werden. Wenn das klappt, bitte wieder disconnecten, da wir noch einiges anpassen müssen. Wenn das nicht funktioniert dann überprüft noch mal eure Zugangsdaten.

Damit wir nachher diese Verbindung bequem aufbauen können, setzen wir noch einen Haken bei „Show VPN status in menu bar“. Damit erscheint oben in eurer Menüleiste ein neues Symbol, dort könnt ihr nun mit zwei Klicks die VPN Verbindung aufbauen oder beenden. Das ist auch der einzige Handgriff, den ihr nachher noch manuell ausführen müsst, bevor ihr Pandora nutzen könnt.

3. Priorisierung der Verbindungen

Nun, da unsere VPN Verbindung funktioniert, müssen wir uns noch darum kümmern, dass nur die Daten die zu Pandora fließen sollen über die VPN Verbindung geroutet werden. Dazu klicken wir zunächst in den VPN Einstellungen aus Punkt 2 rechts unten auf „Advanced…“. Dort setzen wir die Einstellungen wie im Bild unten abgebildet.

Anschließend markieren wir in den Netzwerkeinstellungen auf der linken Seite unsere VPN Verbindung „Strong VPN“ und klicken unten auf das Rädchen und dort auf „Set Service Order…“. Dort stellen wir nun sicher, dass unsere Strong VPN Verbindung ganz unten steht. Das führt dazu, dass OS X diese Verbindung nicht benutzt solange irgend eine andere Netzwerkverbindung verfügbar ist. Also eigentlich nie. Somit wird immer die normale Internetverbindung genutzt und nicht der gesamte Datenverkehr über den VPN Server geleitet. Strong VPN ist zwar schon recht flott, aber die hauseigene Internetverbindung ist eben doch immer schneller als erst alles nach USA zu schicken.

4. Routing Tabellen manipulieren

Nun haben wir also eine VPN Verbindung die niemals genutzt wird… sehr sinnvoll! Also brauchen wir nun noch unsere Ausnahme für das Pandora Netzwerk. Glücklicherweise macht uns Pandora es auch noch sehr leicht, das Netzwerk zu finden. Gibt man im Terminal „nslookup pandora.com“ ein, erhält man einige IP Adressen für die URL.

Das sind natürlich nicht die einzigen Adressen, glücklicherweise hat Pandora aber offensichtlich das gesamte Netzwerk am Stück registriert und besitzt ein eigenes /21 Subnetz welches von Pandora selber gehostet und geroutet wird. Schickt man nämlich ein whois für eine der IP Adressen, bekommt man direkt das gesamte Netzwerk angezeigt. Das ist nicht bei allen Anbietern so. Hulu.com macht es einem beispielsweise leider nicht so einfach, da Hulu auf Akamai als Content Distribution Network (CDN) setzt. Das von Pandora registrierte Netz verbirgt sich hier:

NetRange:       208.85.40.0 – 208.85.47.255
CIDR:           208.85.40.0/21

Es mag sein, dass es noch weitere IP Adressen gibt, bisher habe ich aber keine Probleme gehabt. Es scheint also in der Tat so, dass Pandora nur dieses eine Netz besitzt.

Um nun unsere Routing Tabelle bei jedem Start der VPN Verbindung automatisch anzupassen öffnen wir TextEdit und erstellen uns eine Datei mit folgendem Inhalt:

#!/bin/sh
/sbin/route add 208.85.40.0/21 -interface ppp0

Diese speichern wir unter dem Dateinamen „ip-up“ in unserem Documents Ordner ab. Achtung: Die Datei darf keine Endung haben!

Nun öffnen wir unser Terminal und verschieben die Datei nach /etc/ppp und geben ihr anschließend das Recht, ausgeführt zu werden:

sudo mv ˜/Documents/ip-up /etc/ppp
sudo chmod 755 /etc/ppp/ip-up

Evt. müsst ihr hier noch mal euer Administratorkennwort eingeben.

Das wars dann auch schon. Nun sollte jedes Mal wenn ihr eure VPN Verbindung startet, die Routing Tabelle entsprechend angepasst werden und ihr solltet Pandora nutzen können. Ob das funktioniert könnt ihr mit zwei Tests überprüfen:

  1. Öffnet in eurem Browser pandora.com – Hier sollte nicht mehr der Hinweis erscheinen, dass die Seite aus Deutschland nicht erreichbar ist.
  2. Geht auf whatismyipaddress.com – Hier sollte weiterhin eure deutsche IP Adresse erscheinen. (Bei ISP müsste euer Provider stehen, beispielsweise die Deutsche Telekom.)

Wenn 1. und 2. korrekt sind, dann läuft euer VPN wie gewünscht. Viel Spaß beim Musikhören!

5. Und was ist jetzt mit Hulu und Co?

Bei Hulu funktioniert das gleiche Prinzip auch, allerdings setzt Hulu mit Akamai als CDN auf einen Anbieter, der einen nicht zu unterschätzenden Anteil des Internetverkehrs ausmacht. Routet man nun sämtliche Akamai Netze über die VPN Verbindung, dann sind auch viele andere Seiten größerer Firmen wie Apple, Audio,… doch wieder nur über das VPN erreichbar. Ob sich das ganze weiter eingrenzen lässt, ist fraglich, da gerade die Server von denen die Videos kommen sehr vielzählig zu sein scheinen. Über Ideen und IP Ranges würde ich mich aber natürlich in den Kommentaren freuen.

Bei YouTube sieht die Sache auf den ersten Blick besser aus, getestet habe ich das aber noch nicht. Hier kann man aber zumindest davon ausgehen, dass Internetriese Google den Dienst selber hostet und daher maximal der gesamte Traffic zu Google über das VPN geleitet würde.


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